- Jesuitenorden: Reformation der katholischen Kirche
- Jesuitenorden: Reformation der katholischen KircheDer Begriff der Gegenreformation ist als polemischer Kampfbegriff in den konfessionellen Auseinandersetzungen späterer Jahrhunderte entstanden. Er erfasst nur unzureichend die Vielfalt katholischer Reformen, die infolge der Herausforderungen durch die Reformation in Europa entstanden sind. Schon das Konzil von Trient war weit über eine Abwehr der lutherischen Glaubenslehren hinausgegangen.1542 schuf die katholische Kirche das Heilige Offizium als römische Zentralbehörde zur Bekämpfung der Häresie und zur Erhaltung der Glaubenseinheit. Um Klarheit und Einheitlichkeit bemüht, verordnete die Kirche 1564 ein auf den Tridentinischen Ergebnissen basierendes Glaubensbekenntnis und 1566 einen katholischen Katechismus. Zur gleichen Zeit wurde der Index verbotener Bücher zur Handhabung einer einheitlichen Zensur geschaffen. Eine Reform des Kardinalskollegiums und der Kurienverwaltung schloss sich an. Das schon ältere Instrument der Inquisition ging teilweise in weltliche Kompetenz über (so in Spanien und Frankreich), war aber nicht eine ausschließlich katholische Erscheinung. Die Entwicklung religiöser Schulprogramme war vor allem ein Zeichen der sich entwickelnden Konfessionalisierung.Mit der Gegenreformation ist insbesondere die Entstehung des Jesuitenordens verbunden. Sein Begründer Ignatius von Loyola (1491-1556), ein spanischer Edelmann, schlug zunächst eine militärische Karriere ein. Nach einer Verwundung gründete er mit wenigen Freunden 1534 die Societas Jesu, die 1540 die Anerkennung durch den Papst erreichte. Die Besonderheit dieses Ordens war seine Zielsetzung: Sie war ganz auf die innere und äußere Mission ausgerichtet. Ihre Organisation entsprach mit dem Prinzip der strikten Unterordnung und einem straffen zentralistischen Aufbau (unter einem Ordensgeneral) militärischen Grundsätzen. Sie unterstellte sich unmittelbar dem Papst als dem Stellvertreter Christi auf Erden.Neben der Idee des unbedingten Gehorsams war die Verpflichtung zu regelmäßigen Exerzitien eine Besonderheit der Gesellschaft Jesu. Die Aufforderung zu strenger Selbstprüfung und zu stetem Streben nach Vollkommenheit machten die Jesuiten zu wichtigen Trägern theologischer Wissenschaft und eines wirkungsvollen Erziehungswesens. Überall dort, wo die Jesuiten ihre Kollegs errichteten und Schulen und Fakultäten an den Universitäten übernahmen, setzte die Gegenreformation ein. Die Entsendung Pater Franz Xavers nach Ostasien weist auf die bedeutende Rolle der Jesuiten bei der Mission in Übersee hin.
Universal-Lexikon. 2012.